Ein wichtiger Mechanismus bei der Entstehung der sogenannten primären Schlafstörungen – das sind Schlafstörungen, die nicht durch andere körperliche Erkrankungen hervorgerufen werden – ist eine chronische Stressaktivierung. Die Aktivierung des Stresssystems stellt eine wichtige Voraussetzung für die Bewältigung unseres Alltagslebens und das Erreichen unserer Ziele dar. Nach dem Aufwachen schießt die Konzentration des Stresshormons Cortisol im Blut in die Höhe – und das ist ein Zeichen für Gesundheit des Organismus. Über den Tag sinkt der Cortisolspiegel zum Abend hin langsam wieder ab. Der Körper fährt wieder runter. Dieser gesunde Rhythmus von Aktivierung und Deaktivierung funktioniert automatisch und ohne bewusste Steuerung.
Eine Reihe von Stressoren (wie „Druck“ oder Ärger auf der Arbeit, in der Familie, in der Partnerschaft, allgemeine Zukunftsängste durch Klimawandel und Kriege) können jedoch dazu führen, dass unser Biorhythmus gestört ist und der Körper abends nicht oder unzureichend runterfährt: Der Cortisolspiegel bleibt erhöht, es kommt zu einer dauerhaften Aktivierung des Wachsystems. Evolutionsbiologisch gesprochen, befindet sich der Organismus jetzt in der Verhaltensdisposition von Flucht oder Angriff. Stellte dieser sensitive Fluchtmechanismus für unsere Urahnen einen wichtigen Überlebensvorteil dar, ist er für die erfolgreiche Bewältigung heutiger Stressoren in der Regelkontraproduktiv und macht uns krank.
Neben den genannten Stressoren können externe Störungen des Nachtschlafes auch die Entstehung einer Schafstörung begünstigen (Säuglingspflege, Versorgung kleiner Kinder oder pflegebedürftiger Familienmitglieder, schnarchende:r Lebenspartner:in).
Besonders zu erwähnen ist das Schichtarbeitersyndrom.Es wird durchArbeit zu wechselnden Tageszeiten (Früh-, Spät- und Nachtschicht) oder zu konstant ungewöhnlichenZeiten (Dauernachtschicht) hervorgerufen. Charakteristisch für das Schichtarbeiter-Syndrom sind:
- Unvermögen, zur gewünschten Zeit schlafen zu können
- Eine exzessive Schläfrigkeit während der Arbeitszeit
- Kopfschmerzen und Konzentrationsschwierigkeiten