06. April 2021
Wir alle merken derzeit, dass uns die Corona-bedingten Einschränkungen Kraft kosten. Es fehlen wichtige Möglichkeiten zum Ausgleich, da Freizeitaktivitäten nur sehr begrenzt oder gar nicht verfügbar sind. Leidet man zusätzlich an einer psychischen Erkrankung, ist die Belastung nochmals höher. Soziale Isolation, Zukunftssorgen und die eingeschränkte Verfügbarkeit von Hilfsangeboten sind Faktoren, die psychische Erkrankungen verschlimmern können. Aktuelle Studien zeigen zudem einen Anstieg von depressiven Symptomen und Angstsymptomen in der Allgemeinbevölkerung. Umso wichtiger ist es, therapeutische Behandlungsangebote gerade jetzt aufrechtzuerhalten.
Das zentrale Element in der psychotherapeutischen Arbeit ist das Gespräch mit den PatientInnen. Durch das Tragen der medizinischen Masken ist die psychotherapeutische Arbeit erschwert, da die Mimik des Gegenübers zu einem großen Teil verdeckt ist. Somit fällt ein wichtiger Teil der nonverbalen Kommunikation weg.
Ein weiteres Problem ist darin zu sehen, dass einige PatientInnen den Gang zum Therapeuten scheuen – aus Angst, sich auf dem Weg dorthin oder im Wartezimmer zu infizieren. Auch sind viele ambulante Versorgungsstrukturen und zusätzliche Hilfsangebote nicht im gleichen Umfang wie vor der Pandemie verfügbar (z.B. Selbsthilfegruppen, tagesklinische Angebote).
Insgesamt begünstigt die Pandemie auch in der Psychotherapie den Trend zur Digitalisierung. Davor gab es diesbezüglich starke Vorbehalte – die Corona-Pandemie hat hier schlagartig zu einem Umdenken geführt. Als wichtigste Neuerung ist der Wegfall von bürokratischen Hürden bezüglich der Online-Psychotherapie zu nennen. So können seit März 2020 psychotherapeutische Sitzungen grundsätzlich im Online-Format per Videotelefonie durchgeführt werden. In einer Umfrage der Deutschen Psychotherapeuten-Vereinigung gaben 77% der befragten TherapeutInnen an, die Möglichkeit von Online-Sprechstunden zu nutzen, die überwiegende Mehrheit erst seit Beginn der Corona-Pandemie.
Neben der Online-Therapie sind weiterhin – vor allem in Krisensituationen – persönliche Gespräche mit dem Therapeuten möglich. Auch für PatientInnen ohne entsprechende technische Ausstattung sind Vororttermine oder telefonische Kontakte wichtig und realisierbar.
Es existieren mittlerweile zahlreiche Apps und Online-Programme, welche vor allem auf Depressionen und Angsterkrankungen ausgerichtet sind. Diese sollten bei schweren Symptomen aber keinesfalls den Gang zum Arzt oder Therapeuten ersetzen. Bei leichteren Symptomen können die Apps sehr hilfreich sein – oder auch, um die Wartezeit auf einen Therapieplatz zu überbrücken und erzielte Behandlungserfolge aufrechtzuerhalten.
Aufgrund der Vielzahl an Angeboten kann eine Rücksprache mit der zuständigen Krankenkasse helfen. Einige gesetzliche Krankenkassen bieten kostenfreie Apps an oder übernehmen die Kosten für Online-Programme.