Die andauernden Hitzewellen der vergangenen Wochen stellen für die Bewohner:innen und Mitarbeiter:innen der AGAPLESION Wohn- & Pflegeeinrichtungen eine Belastung dar, auf die mit kreativen Maßnahmen reagiert wird.
Ein selbst gebauter Eiswagen und ein kühles Fußbad für die Bewohner:innen im AGAPLESION GEMEINDEPFLEGEHAUS MAUER. Und auch Therapiehündin Bea darf mitplantschen
Das Thema „Hitzeprävention“ ist im AGAPLESION HAUS KURPFALZ in Wiesloch verpflichtender Bestandteil im alljährlichen Fortbildungsplan. „Uns ist ganz wichtig, dass alle Kolleg:innen eingebunden werden“, sagt Heimleiterin Christiane Findeklee. „Wir haben einen Maßnahmenkatalog erstellt, der alle Arbeitsbereiche und Wohnbereiche umfasst.“ Dadurch haben alle Teams eine große Routine und wissen, was zu tun ist, wenn die Temperaturen steigen.
Die Küche setzt verstärkt auf wasserhaltiges Obst wie Melonen und wasserhaltige Speisen wie Kaltschalen oder Grütze. Zum Nachmittagskaffee werden Milch- und Fruchtshakes gereicht, Eiscafé, Wassereis und Obstspieße. Und um die Bewohner:innen auf den Geschmack zu bringen, helfen sie beim Zubereiten der alkoholfreien Fruchtbowlen.
Die Betreuungskräfte setzen anstrengende Bewegungsspiele aus. Stattdessen stehen Fuß- und Handbäder sowie Wasserspiele auf dem Programm. Christina Findeklee hatte die Idee, Wasserpistolen anzuschaffen. Das stieß bei ihren Mitarbeiter:innen zunächst auf Irritationen – aber der Wasserspaß kommt bei den Bewohner:innen sehr gut an. Sie spritzen auf Wasserbälle, um sie fortzubewegen, sie werfen Bälle von Plantschbecken zu Plantschbecken oder kühlen die Füße in den Becken. Sehr gut kommen auch nasse Badeschwämme an, die sich die Senior:innen zuwerfen und auswringen. Das Team gewinnt, das am meisten Wasser gesammelt hat.
„Ältere Menschen haben ein besonderes Temperaturempfinden“, sagt Christina Findeklee. „Es ist durchaus möglich, dass den Pflegekräften viel zu warm ist, aber die Senior:innen auf ihrer Strickjacke und Stola bestehen, weil sie frösteln.“ Auch Ventilatoren werden zuweilen abgelehnt – weil es zieht.
elbstverständlich nutzen die Wohn- und Pflegeeinrichtungen auch die gesamte Palette von Maßnahmen zur Temperaturregulierung, wie man sie von Zuhause kennt. Das betrifft das ausgiebige Lüften frühmorgens und abends sowie den Einsatz von Jalousien und Rollläden zum Abdunkeln der Räume. Ebenso wird darauf geachtet, dass die Bewohner:innen zum Wetter passend gekleidet sind und nachts nicht zu warm liegen – ein leichter Bettbezug ist da hilfreich. Bei Klimaanlagen und Ventilatoren ist Vorsicht geboten, sagt Ulrich Gebhardt, Pflegedienstleiter AGAPLESION BETHANIEN CHEMNITZ: „Die Bewohner:innen könnten einen Zug bekommen und sich erkälten.“
Selbstgemachter Eiskaffee und eine Bewohnerin des Schwanthaler Carées, die den Eiskaffee bei sonnigem Wetter genießt.
Hitzewellen belasten auch die Bewohner:innen und Mitarbeiter:innen der AGAPLESION MARKUS DIAKONIE in Frankfurt. Doch die Standorte ergreifen kreativen Maßnahmen, die auch das Gesundheitsamt und die Betreuungsaufsicht bei ihren Routineüberprüfungen überzeugt haben.
Für genug schattige Plätzchen im AGAPLESION SCHWANTHALER CARÉE wird in den Außenbereichen durch Markisen oder Sonnenschirme gesorgt und Bewohner:innen mit ausreichend Sonnencreme versorgt. Die Mitarbeiter:innen achten darauf, dass die Bewohner:innen nicht allzu lange draußen sitzen und stets Getränke bereitstehen. Bei bettlägerigen Bewohner:innen, die nicht die nicht die Möglichkeit haben, das eigene Zimmer zu verlassen, wird in regelmäßigen Abständen die Zimmertemperatur gemessen und eine Versorgung mit viel Flüssigkeit sichergestellt. Dafür kennt Pflegedienstleitung Cornelia Sciborski einige „heißbegehrte“ Lösungen. Gerade die kalte Gurkensuppe sei bei den Bewohner:innen der „große Renner“. Auch Kaltschalen, Wassermelonen, leichte Mahlzeiten mit nicht zu viel Fleisch und frischem Gemüse sind beliebt. Bei den Bewohner:innen und Mitarbeiter:innen kommen Eiskaffee und hausgemachter Eistee gleichermaßen gut an.
Auch im AGAPLESION HAUS SAALBURG werden die Bewohner:innen kreativ verwöhnt. So wird manches Mineralwasser oder Eistee mit frischer Minze aus dem hauseigenen Hochbeet verfeinert. Auf die Frage, was Bewohner:innen angeboten wird, die sich aufgrund größerer Bewegungseinschränkung nicht eigenständig Abkühlung verschaffen können, kennt Pflegedienstleiter Patrick de Paoli die Antwort: „Ihnen werden kühlende Bäder und Duschen mit erfrischenden Ölen zur Abkühlung angeboten.“
Ein kühles Bad für die Füße unter einem schattenspendenden Sonnenschirm können die Bewohner:innen des AGAPLESION OBERIN MARTHA KELLER HAUS genießen. Zusätzlich gereichte lauwarme Pfefferminztees bieten die notwendige Frische und Kühle für Leib und Seele. Gerade im Demenzbereich helfen kontinuierlich geführte Trinkprotokolle die Flüssigkeitszufuhr der Bewohner:innen zu dokumentieren.
Lars Friedrichs arbeitet als Pflegedienstleiter im AGAPLESION GEMEINDEPFLEGEHAUS MAUER. Die Einrichtung ist idyllisch auf einem alten Gutshof gelegen, im Außenbereich stehen viele hohe Bäume. Im Sommer sind der Steinbau und die Bepflanzung ein echter Segen. „Das Mauerwerk ist einfach toll“, bestätigt Lars Friedrichs. „Es hält allzu große Hitze ab.“ Im alten Gutshof ist der Speisesaal untergebracht, die Bewohner:innenzimmer in einem Neubau.
Das Pflegeteam kennt die Gefahren, die die hohen Temperaturen mit sich bringen. Gerade für ältere und kognitiv veränderte Menschen, die kein Durstgefühl haben oder sich nicht dazu äußern können. Für sie werden Trinkprotokolle angelegt, damit die Pflegekräfte einen Überblick über die täglichen Flüssigkeitsmengen haben. Und sie achten verstärkt auf Anzeichen einer Dehydrierung, etwa mit einem Spannungstest der Haut (Turgortest). Zudem besucht ein Hausarzt die Einrichtung wöchentlich, sodass die Senior:innen rund um gut versorgt sind.
Was und wie viel die Bewohner:innen trinken (die „Trinkbiografie“), ist schon beim Einzug ein großes Thema. „Manche Menschen haben noch nie viel getrunken, andere mögen keinen Tee, andere nur Schorlen“, erklärt Lars Friedrichs. „Es ist ganz wichtig, dass uns die Angehörigen über das Trinkverhalten Auskunft geben, damit wir den Geschmack der Bewohner:innen treffen.“
Gleichwohl weiß der Pflegedienstleiter, dass sich das Trinkverhalten im Alter verändern kann, gerade bei einer demenziellen Erkrankung. „Der Geschmackssinn lässt schnell nach, aber Zucker wird nach wie vor erkannt und akzeptiert.“ Daher kann sich die Vorliebe zu Sprudel durchaus zu Saftschorlen wandeln.
Hitze hin, Hitze her – auf einer Sache bestehen die Bewohner:innen im AGAPLESION GEMEINDEPFLEGEHAUS MAUER. „Einmal hatten wir die Idee, aufgrund der großen Hitze mittags nur eine Kleinigkeit anzubieten und abends zum Grillfest einzuladen“, erinnert sich Lars Friedrichs zurück. Die Idee wurde aber schnell verworfen: „Unsere Senior:innen baten um ihr gewohntes Mittagessen.“