Wann kommt ein künstliches Hüftgelenk infrage?

29. Juli 2024

Schmerzen beim Treppensteigen oder beim Spaziergang, eingeschränkte Bewegungsfreiheit, verlorene Lebensqualität: Ihr Hüftgelenk lässt Sie deutlich spüren, dass es an Arthrose, dem degenerativen Gelenkverschleiß, erkrankt ist. Sind alle operationsfreien Möglichkeiten der Beschwerdelinderung ausgeschöpft, kann das erkrankte Gelenk jedoch durch ein hochwertiges und gut funktionierendes Kunstgelenk ersetzt werden. Die Entscheidung für eine solche „Endoprothese“ wird nicht von heute auf morgen getroffen. Hier finden Sie allgemeine Hintergrundinformationen.

Wie ist das Hüftgelenk aufgebaut? Welche Beschwerden deuten auf eine Verschleisserkrankung hin?

Das Hüftgelenk ist die bewegliche Verbindung zwischen Rumpf und Beinen. Für die optimale Funktion sind Hüftgelenkpfanne und Hüftkopf mit einer dicken Knorpelschicht überzogen und von einer Gelenkkapsel umschlossen. Die Kapsel produziert die Nährflüssigkeit für den Knorpel und erlaubt eine reibungslose Bewegung. Zusätzlich sichern die stärksten Bänder des menschlichen Körpers die Stabilität des Hüftgelenks.Beschwerden, die auf eine Verschleisserkrankung hindeuten sind:

• Schmerzen beim Aufstehen, bei Belastung und Bewegung oder im Ruhezustand

• Bewegungseinschränkungen

• Knirschende Geräusche bei der Bewegung

 

Welche Ursachen gibt es für Hüfterkrankungen?

• Verschleiß des Gelenkknorpels (Arthrose)

• Angeborene oder anlagebedingte Formveränderungen des Hüftgelenks

• Rheumatische Erkrankungen

• Unfälle, die zu Gelenkverletzungen führen, wie Bruch des Schenkelhalses oder Hüftkopfes

• Gelenkentzündungen

• Stoffwechselerkrankungen

• Beinlängendifferenzen

 

Verschleiss des Hüftgelenks (Coxarthrose)

Arthrose wird verursacht durch ein Ungleichgewicht zwischen Belastung und Belastungsfähigkeit des Hüftgelenks. Dadurch wird das Knorpelgewebe mit der Zeit irreparabel zerstört. Die Knochen reiben schließlich ungeschützt aufeinander und die Gelenkflächen vergrößern und verformen sich. Die Folge: Entzündungen, Muskelverspannungen, Bewegungseinschränkungen und Schmerzen.

 

Wann wird ein künstliches Hüftgelenk empfohlen?

Wenn die Schmerzen und die Einschränkungen im Hüftgelenk zunehmen und konservative Behandlungen wie Physiotherapie, Packungen, Bäder oder Schmerzmittel ausgeschöpft sind. Die Haltbarkeit eines künstlichen Hüftgelenks beträgt heute schon mehr als 15 bis 20 Jahre.

 

Was ist eine Hüft-Totalendoprothese?

Eine Hüft-Totalendoprothese ist der Ersatz des erkrankten Hüftgelenks durch ein künstliches Implantat. Es besteht aus drei Komponenten:

• Der Hüftpfanne (mit Pfanneneinsatz), die in das Becken eingepresst oder eingeschraubt wird

• Dem Hüftschaft, der in den Oberschenkelknochen implantiert wird

• Dem Kugelkopf, der auf den Hüftschaft gesetzt wird und sich in der Pfanne bewegt.

Totalendoprothesen bestehen im Allgemeinen aus Metallen, Kunststoffen (Polyethylenen) und Keramik. Alle Materialien sind speziell für medizinische Zwecke entwickelt und zeichnen sich durch eine maximale Gewebeverträglichkeit aus

 

Wie werden die Endoprothesen im Knochen verankert?

Bei der Wahl der Endoprothese und der Art der Verankerung spielen unter anderem Ihr Gesundheitszustand, Ihre Knochenqualität und Ihre körperliche Aktivität eine Rolle. Die Hüft-Endoprothese muss mit dem körpereigenen Knochen fest verbunden werden. Dazu wird das Implantat in den Knochen zementiert, verklemmt oder geschraubt.

 

Zementfreie Hüft-Endoprothese: Die Hüftpfanne wird in den Beckenknochen eingeschraubt oder eingepresst und der Hüftschaft in den Oberschenkelknochen eingepresst. Die knochenfreundlichen Werkstoffe der einzelnen Komponenten haben eine raue Oberfläche, um ein Einwachsen in das umliegende Knochengewebe zu erleichtern. Eine gute Knochenqualität fördert die schnellere Integration der Prothese.

Hybride Hüft-Endoprothese (Mischform): Bei dieser Kombination werden die Vorzüge beider Verfahren vereint. Die Hüftpfanne wird zementfrei in das Becken gepresst oder geschraubt, während der Endoprothesenschaft in den Oberschenkelknochen zementiert wird.

Zementierte Hüft-Endoprothese: Ein schnell härtender Kunststoff, der sogenannte Knochenzement, fixiert den Hüftschaft im Oberschenkelknochen und die Hüftpfanne im Becken. Ein komplett zementiertes Hüftgelenk kann schon bald wieder voll belastet werden und eignet sich besonders bei hohem Alter und fortgeschrittener Osteoporose.

 

Wie wichtig ist die Vorbereitung auf die Operation?

Der Erfolg der Operation und des Heilungsprozesses hängt auch von Ihrer Mitarbeit ab. Dazu gehört etwa die Verbesserung Ihres Allgemeinzustands: Verzichten Sie auf das Rauchen und reduzieren Sie eventuelles Übergewicht. Eventuell bestehende Herz-Kreislauf-Probleme und ein hoher Blutdruck müssen medikamentös gut eingestellt sein, ebenso eine Zuckerkrankheit. Bestehende Infektionen wie Zahnfleischentzündungen, Blasenentzündungen oder offene Beine sollten vor der Operation abgeheilt sein.

 

Wie lange dauert der Klinikaufenthalt?

Der stationäre Aufenthalt in der Klinik dauert in der Regel circa 6 Tage. Darauf folgen in der Regel entsprechende Rehabilitationsmaßnahmen, ambulant oder in einer darauf spezialisierten Klinik.

 

Was geschieht bei der Operation?

Die Operation dauert in der Regel circa 90 Minuten und kann in Voll- oder Teilnarkose erfolgen. Dabei wird zuerst der erkrankte Hüftkopf entfernt. Anschließend wird die natürliche Hüftpfanne durch eine Prothesenpfanne ersetzt. Dann wird der Prothesenschaft im vorbereiteten Oberschenkelknochen implantiert und der Kugelkopf auf dem Schaft fixiert. Zuletzt wird das Gelenk zusammengesetzt und auf seine Beweglichkeit hin geprüft.

 

Gibt es Risiken?

Mit jährlich rund 200.000 künstlichen Hüftgelenken in Deutschland ist die Operation heute zwar ein Routineeingriff, dennoch dürfen Risiken wie Blutergüsse, Infektionen, Allergien oder Thrombosen nicht unerwähnt bleiben. Ob die Vorteile eines Eingriffs überwiegen, muss im Einzelfall in Absprache mit der:dem behandelnder:n Ärzt:in geklärt werden.

 

Was geschieht nach der Operation?

Sie beginnen sehr schnell mit Bewegungsübungen. Die Frühmobilisation sowie regelmäßige Gymnastik, Kompressionsstrümpfe und Blutverdünnungspräparate senken das Risiko von Komplikationen. Durch Krankengymnastik werden Muskelaufbau und Gehfähigkeit gefördert.

 

Wie sieht das Leben mit dem neuen Hüftgelenk aus?

Nach wenigen Wochen können Sie wieder am aktiven Leben teilnehmen. Gehen Sie Ihren Hobbys nach und treiben Sie Sport. Erlaubt sind alle gelenkschonenden Sportarten wie Schwimmen, Radfahren und Spazierengehen. Verzichten Sie auf schweres Heben und extreme sportliche Belastungen wie Skifahren, Tennis oder Squash.

 

Wie wichtig ist die Nachsorge?

Nutzen Sie das Angebot zu regelmäßigen Nachuntersuchungen. Ihr:e Ärzt:in kann Ihre Fortschritte verfolgen und eventuelle Komplikationen frühzeitig erkennen.